Donnerstag, 23. Oktober 2014

Die Donau im Herzen

Seit fast 3 Jahren setzen sich die Freunde der Donau nun für eine lebendige Donau in Ingolstadt ein. Wir waren mit dem Wunsch nach einer stärkeren Einbindung der Donau ins öffentliche Leben und in die Herzen der Ingolstädter ganz sicher nicht die Ersten. Natürlich sind wir auch nicht die Einzigen die so denken. In den letzten Jahren haben wir sehr viele Menschen mit einem Herz für die Donau getroffen, egal ob Alteingesessene, Zugereiste, Besucher, Junge oder Alte.




Aus diesen Einzelmeinungen ist,unterstützt durch viele Aktionen und Projekte, eine große Bewegung entstanden. Das Feedback auf unsere Umfragen und Diskussionen im Social-Media Bereich, der Erfolg des Donaustrands an der Klenzepark-Bühne und die Begeisterung der Ingolstädter für den 1. Sommertraum an der Donau belegen das eindrucksvoll. Dieses Engagement hat sich inzwischen auch überregional herumgesprochen. Der BR2-Zündfunk hat z.B. kürzlich bei einer Live-Sendung aus dem Café Tagtraum über die Freunde der Donau und die Entwicklungen an unserem Fluss berichtet.

Die Reihe der Donau-Botschafter wurde nun um einen prominenten Ingolstädter erweitert. Hr. Prof. Rupert Stadler (Vorstandsvorsitzender der Audi AG) hat sich am 18.10.2014 in einem Donaukurier-Interview ebenfalls für eine lebendigere Donau ausgesprochen.


DK: 
Was würden Sie sich persönlich wünschen?

Stadler: 
Dass man die Donau stärker in die Arme nimmt, den Fluss und seine Ufer als Lebensraum versteht und nutzt. Hier könnte ein toller Treffpunkt entstehen. 
Mitten im Herzen der Stadt.


Eine Verbundenheit mit der Donau zu spüren ist nicht schwer und man muss dafür nicht hier geboren sein oder sich mit der Historie der Donau auskennen. Es reicht wenn man weiß, dass dieses Stück Natur im Herzen unserer Stadt unseren Lebensraum und unsere tolle Heimat ausmacht.

Werde auch DU ein Donau-Botschafter, egal ob durch die Unterstützung unserer Projekte oder in Eigeninitiative, damit die Donau auch im Herzen der Stadt ankommt, wo sie schon sehr lange fließt. Übrigens schadet es in einer Demokratie auch nicht, mit dem Lokalpolitiker seines Vertrauens darüber zu sprechen..



das vollständige Interview:
http://www.donaukurier.de/nachrichten/wirtschaft/lokalewirtschaft/Ingolstadt-Angst-ist-kein-guter-Berater;art1735,2973832

Montag, 20. Oktober 2014

Grüne Häuser

Fukuoka/Japan, ACROS Building, Quelle: Freunde der Donau


Ein Haus als Park. Ein Haus mit Bäumen auf dem Dach. Ein Haus das seine Flächen der Natur zurückgibt.

Die stetige Urbanisierung hat eine engere Bebauung der Städte zur Folge. Immer mehr Menschen drängen sich auf immer engeren Raum. Daraus resultiert ein Rückgang von Grünflächen - von Rückzugsflächen. Doch Menschen suchen Kontakt zur Natur und Pflanzen um sich zu erholen.

Fukuoka/Japan, ACROS Building, Quelle: www.greenroofs.com

Zu den Sieben Weltwundern der Antike zählen die hängenden Gärten von Semiramis in Babylon, ein stufenförmiger Dachgarten mit einer Länge von 120 Metern. Dieses Grundprinzip wurde von heutigen Architekten aufgenommen. Ein Beispiel dafür steht in der Stadt Fukuoka /Japan. Das ACROS Building ist ein 60 Meter hohes Gebäude mit 100.000 Quadratmetern begrünter Dachterrasse. Auf 15 Stufen verteilen sich 35.000 Pflanzen, 76 Tierarten und mehrere Bachläufe. Es steht im Zentrum der Metropole und geht auf der Südseite in einen Park über. Die anderen Seiten sind geprägt von modernen Glasfasaden.

Warum holen wir uns die Natur nicht wieder in die Städte?

Der Architekt, Emilio Ambasz, wollte die Wünsche der Öffentlichkeit und die Anforderungen der Bauherren zusammenbringen. Es ging darum den bestehenden Park, als letzten großen Fleck grün in der Innenstadt zu erhalten und zu erweitern, auf der anderen Seite die Unterbringung von Büro und Verwaltungsräumen. Daraus ist ein absolut interessantes Gebäude entstanden, dass eine Attraktion der Innenstadt ist und den Leuten Rückzugsfläche sowie einen grandiosen Ausblick gibt.

Ingolstadt, Sparkasse Hauptstelle, Quelle: www.plantersprunch.de


Man kann auch schon mit kleinen Begrünungen einen Teil dazu beitragen, dass mehr Natur zurück in die Stadt kommt. Die Bepflanzung von Wänden zählt ebenfalls dazu. In Ingolstadt gibt es eine solche Wand an der Hauptstelle der Sparkasse. Neben den Eigenschaften die Pflanzen ausüben, wie etwa eine Verbesserung des Klimas, der psychologische oder der optische Effekt, absorbiert eine bewachsene Wand auch Schall. Solche Wände sind auch im Außenbereich zu finden und Tragen hier ihren Teil zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Die Pflanzen verhindern eine Überhitzung der Bausubstanzen, somit auch den Hitzestau im Sommer, mindern die Geräuschkulisse und entspannen die Menschen um sie herum.


Fukuoka/Japan, Canal City, Quelle: www.yokanavi.com 


In vielen deutschen Städten werden Gründächer mit ca. 10 - 20 € pro m² gefördert. In Ingolstadt ist dies nicht der Fall*. Dächer sind brachliegende Flächen, die ungenutzt bleiben, obwohl eine nachträgliche Begrünung realisierbar ist, wie etwa auf dem Rathaus oder auf großen Gewerbe und Industrieimmobilien im Westen und Süden der Stadt. Auch sollte eine Rückgabe von Flächen an Natur und Mensch bei Neubauten mehr bedacht und gefördert werden. Ingolstadt hat hier in ein sehr hohes Potential.


*Quelle:
http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/stadtklimawandel/hintergrund/foerderung/12642.html?ort=Ingolstadt#umfrage

Sonntag, 12. Oktober 2014

Wirf Steine ins Wasser - Throw stones in water




Auf dem Wasser, im Wasser oder auch nur in der Nähe von Wasser zu sein, tut uns Menschen gut und wir alle wissen, wie sich das anfühlt. Denken wir an Wasser in Bewegung in Form von Wellen, Bächen oder Flüssen. In der Natur zu sein und aufs Wasser zu schauen bringt uns zur Ruhe und zurück zu uns selbst. Es bringt uns dazu, eine Pause zu machen und nachzudenken. Das ist unsere natürliche, evolutionsbedingte Reaktion auf Wasser, die uns früher das Überleben gesichert hat: zu prüfen ob es sicher und sauber ist und was sich darin verbirgt. Und offenbar haben wir nicht vergessen, warum wir Wasser brauchen. Wir wissen, dass es uns gut tut, also bauen wir Schwimmbäder, Thermalbäder, Spaß- und riesige Wasserparks. Zu Hause stellen wir Plantschbecken auf, um unseren Kleinen ein Vergnügen und uns ein Wohlgefühl zu bieten. 

Being on water, in water, or near water is good for people. We can all think of examples for why this is so. But let us focus on the movement of water in the form of waves, rivers or streams. Being in nature and watching water gives us a moment to come out of ourselves (or back to ourselves) and pause. And we do, when we go to water we pause and reflect. It is a natural response, born of evolution and basic human survival needs. We must consider if it is safe, if it is clean, and what lives there. It appears we have not completely forgotten why we need water. We know water relaxes us, so we build swimming pools, thermal baths, resorts and mega tourist destinations to accommodate this. At home we set up splashing pools or ponds to give ourselves a small dose of the most basic instrument to relax, to be, to live. 




Ich lebe in einer Stadt am Fluss, die Ihren Rücken diesem zugewandt hat

I live in a river town that has turned it’s back on the river.




Menschen haben immer am Wasser gelebt, Geschichte und Stadtentwicklung sind eng verbunden mit Wasser. Großstädte entwickelten sich aus kleineren Städten, deren Bestehen und Wachstum meist von Flüssen und Häfen abhing. Ich lebe in einer Stadt, die ihrem Fluss den Rücken gekehrt hat. Die Angst vor der Naturgewalt, militärische Notwendigkeiten und eine autoorientierte Stadtentwicklung haben bewirkt, dass der weltberühmte Fluss Donau fast unsichtbar durch das Herz der Stadt fließt. 

We have always lived near water, history and city development are intertwined with water networks. Larger cities are born of smaller cities whose function relied on the river or ports. Fear of its force and a focus on car based street development means the world famous Danube, running right through the centre of the city, remains almost invisible. 



Freunde der Donau

Aufgewachsen bin ich in einer Küstenstadt, die das Wasser in allen möglichen Formen zu einem Teil des alltäglichen Lebens macht. Vancouver ist umgeben von Natur. Mit Bergen auf der einen, dem Pazifischen Ozean auf der anderen Seite und Flüssen mittendrin, ist es schwer, das Wasser auszuschließen. Strände gehen nahtlos in Strandpromenaden über, diese wiederum in begehbare Dämme. Freizeitaktivitäten finden in direkter Nachbarschaft zu Lachslebensräumen statt, Industrie und urbanes Leben eingeschlossen, manchmal ganz nah, manchmal etwas weiter weg. Dort muss man nicht planen, ans Wasser zu gehen, man ist oft einfach da, auf dem Weg irgendwo anders hin und kann kurz innehalten, um einen Stein ins Wasser zu werfen, eine Muschel aufzuheben oder ein schön geformtes Stück Treibholz mitzunehmen. Das Wasser ist ein so selbstverständlicher Teil des Lebens in der Stadt, dass die meisten Menschen das Gefühl haben, diese kleinen Momente der Entspannung genießen zu können, ohne sie bewusst planen zu müssen. Man bleibt einfach stehen, atmet tief ein, fühlt sich gut und geht weiter seines Wegs. Das ist Einklang mit der Natur. Wo Stadtentwicklung den nötigen Respekt hat, das was immer schon da gelebt hat in die Stadt zu integrieren, statt es auszuschließen. So wie die Fische gehören wir alle hierher. 


I come from a coastal city that has integrated the water into daily life, in all possible forms. Vancouver is surrounded by nature. Blocked in by mountains, rivers and the Pacific Ocean it is hard to get away from water. Beaches lead seamlessly into boardwalks then into sea walls (a path you can walk where access to water is not restricted but you are protected from tidal variations). Free time activities take place next to natural salmon habitats while industry and urban life continue… sometimes close, sometimes further away. One does not always plan to go to the water per se, one is often simply there, walking, riding, or driving by. Sometimes stopping for a moment to throw a rock, dig for a shell or pick up a particularly nice piece of driftwood. It is so integrated that most people find they have access to these “time out moments” daily, and with no conscious efforts required. One stops, looks, breathes in and out, feels good, and goes further. That is integration with nature. Where city planning has enough respect for what has always lived there to integrate into the design and not push it away. Like the salmon, we all belong there.


Vancouver / Kanada www.ourbc.com



Neben der starken Wirkung, die das Wasser auf uns hat, gibt es einen weiteren Beweis für unseren Platz in der Natur und am Wasser: beobachte Kinder, die an einem sanft abfallenden Flussufer spielen. An einem Ufer, an dem die größte Gefahr darin besteht, nass zu werden, nicht zu ertrinken. Die Eltern sind in Sichtweite und aufmerksam, aber nicht ständig auf der Hut. Kein Spielzeug ist nötig, Sand, Steine und Holz reichen vollkommen aus, Streit verstummt. Die Kinder reißen sich nur schwer los, wenn es Zeit zum heimgehen ist, es ist immer noch ein Stein zu werfen, ein Kiesel zu sammeln oder eine Brücke für das Sandschloss zu bauen. Kinder wissen, was ihnen gut tut. 

Besides the deep effect water has on us, there is further evidence of our place in nature, that we are at our best close to and in harmony with water. Watch children play on a natural riverbank; the kind that gently slopes down and into the water. Where kids can explore and play and the only risk is getting their shoes wet. No toys are required. Parents stay within sight, but there is no need for constant vigilance as falling in the water would mean a wet bum and not drowning. The rocks and sticks are abundant and the bickering stops. It is hard to pull them away when its time to go. There is always one more stone to throw, one more diamond to be collected, or a castle that still needs a tower or bridge. Children know what is good for them. 


Die Natur fortzustoßen ist unser Weg der Zerstörung,
aber es gibt immer weniger "fort".

Pushing nature away is our road to destruction,
as we are running out of “away”.


Die Natur auszuschließen ist unser Weg in die Zerstörung, uns geht das “draußen” verloren. Wir müssen unseren Weg zurück zum Wasser in seiner ursprünglichen Form finden, als Teil unseres täglichen Lebens. Nur so können wir Liebe und Wertschätzung für das finden, was uns gehört, direkt vor unserer Nase. Wenn wir unsere Flüsse kennen und schätzen, können wir bessere Planungsentscheidungen für Menschen, Tiere, Pflanzen, und ja, manchmal auch für Autos, treffen. Das Gegenteil wäre ein Leben in toten Betonwelten voller Sehnsucht nach den nächsten Ferien im Grünen. 

We must learn to find our way back to the water in a way that the water is at it’s most natural. Integrated into daily life. In this way we can learn love and respect for what is front of us; what is “ours”, under our noses. When we know and love our rivers we can make better planning decisions, for people, fish, trees, and yes, sometimes cars. The opposite is to live in concrete dead zones dreaming of our next vacation close to “nature”, or mowing our lawns deluding ourselves about the true nature of nature and our place in it. 

Stanley Park / Vancouver, Wikipedia (Zotium)


Wir sollten unsere Städte in dem Wissen planen, dass wir ans Wasser gehören. Ironischerweise bietet ein Fluss in seiner natürlichen Form sichere Zugänge. Der Renaturalisierung am Treidelweg ging ein schmerzhafter Prozess voran, weil ein wunderbares Gebiet so stark verändert werden sollte. Aber heute können wir dort Steine ins Wasser werfen und hoffentlich sogar bald Jungfische im flachen Wasser beobachten. Ich würde mir wünschen, dass Ingolstadt mehrere Teile des Flussufers in ihren ursprünglichen Zustand bringen würde. Das wäre eine Entlastung für den Treidelpfad und ein deutliches Bekenntnis zur Gesundheit der grünen Teile der Stadt und der Gesundheit der Stadtbewohner.  

Ultimately integrated living with rivers and other bodies of water is about healthy access points (for both the people and the terrain). Because we as humans belong near water, we should plan our cities with this understanding. Ironically (or further evidence of our place), a river in its most natural form is the best design for us to safely go near it. The re-naturalized Treidel Weg was a hard process to witness, as a beautiful and reserved natural area was radically changed. But to visit it today allows one to throw stones in water and hopefully soon we’ll be able to watch the baby fish feeding in the shallow water. I would like to see Ingolstadt return more areas of the river banks to their natural state. This would take pressure off the Treidel area and demonstrate a true commitment to the health of the city’s “green” areas and the health of people throughout the city.



Freunde der Donau

Menschen sind nicht trennbar von der Natur, auch wenn wir diese Trennung schon oft vollzogen haben und immer wieder vollziehen werden. Wir können nur im Einklang mit der Natur gesund bleiben, und diese Gesundheit sollte auch in der Stadt möglich sein. Dichte muss Grünes nicht ausschließen und Urbanität muss nicht gleich Asphalt bedeuten. Unser Leben sollte nicht so organisiert sein, dass Zeit im Grünen nur noch an Wochenenden oder in den Ferien möglich ist.

Humans are not separate from nature, despite our desperate and dangerous attempts to deny this. We cannot be healthy without integrating ourselves with the natural world and this should be possible in urban areas as well. Density does not exclude green and urbanism must not equal pavement. It should not be necessary to compartmentalize our days and lives to such a degree that weekends and holidays are reserved for green time 



Wir sollten die Füße ins Wasser hängen können wenn uns danach ist, 
ohne aufpassen zu müssen, dass uns auf dem Weg dahin kein Auto anfährt.

Let’s get our feet wet when the impulse hits us,
and not get hit by a car trying to do so!