Sonntag, 28. Februar 2016

Schnee im urbanen Raum


Quelle: thisoldcity.com

Wenn wir an Instrumente zur Stadt- und Verkehrsplanung denken, tauchen sofort Bilder von Stadtplänen, Landvermessern oder neuerdings von GPS-Daten und Schwarmsimulationen in unseren Köpfen auf. Ein ganz natürliches Hilfsmittel für die Gestaltung einer Stadt und vor allem ihrer Verkehrswege liegt im Winter sogar vor unseren Füßen. Schnee!

Denn Schnee verändert nicht nur unser Verkehrsverhalten sondern, und das ist so wertvoll für die Planung von Straßen und öffentlichem Raum, Schnee dokumentiert auch gleichzeitig deren Nutzung. So stellen wir fest, dass z.B. auf manchen mehrspurigen Straßen, eine Spur schneebedeckt, also unbenutzt bleibt. Auch kleinere einspurige Straßen weisen meist eine mittige Fahrrinne auf. Das zeigt, dass viele Straßen, auch unter Berücksichtigung von Müllfahrzeugen, Feuerwehr etc., deutlich überdimensioniert sind. Separate Abbiegespuren bleiben ebenfalls lange schneebedeckt und daher kaum genutzt.
Quelle: thisoldcity.com

Wer derzeit mit offenen Augen durch Ingolstadt geht oder fährt kann unzählige dieser Beispiele entdecken. Diese Art von Straßengestaltung führt nicht etwas dazu, dass der Verkehr besser fließt oder sicherer, sondern sie erhöht lediglich die real gefahrene Geschwindigkeit zwischen Ampeln

oder Kreuzungen. Zudem zerstört sie wertvollen Lebensraum und gefährdet schwächere Verkehrsteilnehmer gerade im Bereich von Innenstädten, vor Schulen oder in Wohngebieten.

Quelle: thisoldcity.com

Eine weitere Erkenntnis liefert der Schnee über die Wertschätzung und Priorisierung von Verkehrsmitteln. In Ingolstadt zeigt sich ganz eindeutig, dass die meisten Staus auf die berufsbedingten Stoßzeiten und auf schlechte Witterung zurückzuführen sind. In den trockenen Monaten kann man die Stadt fast zu jeder Tageszeit sehr rasch mit dem Auto durchqueren. Im Winter, wo man jedem Radfahrer und Nutzer des ÖPNV dankbar sein müsste, weil er den Straßenverkehr nicht noch zusätzlich belastet, stellt man fest, dass gerade Radwege kaum geräumt sind. Bürgersteige und Straßenüberquerungen sind teilweise sogar noch zusätzlich mit Schneebergen der geräumten Straßen blockiert!

Um unseren urbanen Lebensraum besser zu nutzen sollten wir die Augen offen halten und auf geniale Hilfsmittel wie den gefallenen Neuschnee achten. Unsere Anregung kommt von einem Blog aus Philadelphia (USA).


Manche Bilder zeigen eindrucksvoll, dass die schneebedeckte Fläche weder dem Verkehr noch den Bürgern dient. Für unseren Lebensraum sollte jeder Quadratmeter bestmöglich genutzt werden. Jeder kann sich vorstellen wie positiv ein verbreiterter Bürgersteig für diese Terrasse und für das sichere Überqueren der Straßen wäre.

Auch Verkehrsinseln können das Straßenbild positiv verändern. Das folgende Bild zeigt das Ausmaß des verschwendeten Raumes deutlich.


In Ingolstadt haben wir ebenfalls viele dieser Beispiele gesehen. Zu breite Straßen verleiten zudem schneller und rücksichtsloser zu fahren. Auch deshalb sollten Projekte zur Steigerung der Aufenthaltsqualität und besseren Nutzung des öffentlichen Raumes, wie z.B. die Verkehrsberuhigung der Harderstraße und der Schloßlände, sowie die Umgestaltung der Roßmühlstraße und der Donaustraße zügig und mit echter Bürgerbeteiligung umgesetzt werden!

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