Samstag, 31. Januar 2015

Ghostbike #1 Ingolstadt





Am Donnerstag den 29.01.2015 ist eine junge Radfahrerin aus Zirndorf im Alter von 29 Jahren an der Kreuzung am Nordbahnhof / Nördliche Ringstraße ums Leben gekommen. Sie wurde von einem LKW beim rechts abbiegen übersehen. Sie starb noch an der Unfallstelle.

Einen Tag nach diesem Unfall fuhr die Critical Mass Ingolstadt zu dieser Stelle und schloss um circa 19:15 das erste Ghostbike von Ingolstadt dort ab. Menschen legten Blumen nieder und Zündeten Kerzen an. In gedenken an das Opfer. Mit der Hoffnung das dieses Rad alle Verkehrsteilnehmer warnt und so etwas nie wieder passiert.








Das erste Ghostbike wurde 2003 in den USA errichtet und es gibt sie seither in über 30 Städten weltweit. Ghostbikes sind komplett weiß angemalte Fahrräder, die an Orten aufgestellt werden, wo ein Radfahrer durch einen LKW/PKW getötet wurde. Als Gedenken, Warnung, Mahnmal und Bitte um Respekt vor dem Leben von Radfahrern.








Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen.

http://ingolstadt-today.de/lesen--29-jaehrige-stirbt-auf-der-noerdlichen-ringstrasse[14256].html



Ghostbike #2 Ingolstadt
http://freundederdonau.blogspot.de/2015/11/ghostbike-2-ingolstadt.html

Dienstag, 6. Januar 2015

Shared Space

Harderstraße 1840 Quelle: Ingolstadt.de 

Der Platz der Begegnung war die Straße. Man traf seinen Nachbarn, Kinder spielten und es wurden Unterhaltungen geführt. Die Verkehrswege wurden zwischen allen Verkehrsteilnehmern geteilt. Nach dem zweiten Weltkrieg hat man im Straßenbau die Wirtschaftsfaktoren und somit die "starken" Verkehrsteilnehmer, das Auto und den LKW priorisiert. Die Fußgänger wurden mit den Fahrradfahrern auf den Bürgersteig gedrängt, es wurden Unterführungen und Brücken zum queren von Straßen gebaut. Dieses Prinzip hat man bereits in den 1970ern hinterfragt und man baute in den 1980ern erste Straßen die die "schwachen" Verkehrsteilnehmer wieder integrieren. Shared Space war geboren.


Shared Space ist ein Konzept, welches die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer hervorhebt. Es stützt sich auf die Grundregeln unserer Straßenverkehrsordnung.



§ 1 StVo

(1) 
Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

(2) 
Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.


Deshalb wird In diesen „Gemeinschaftsstraßen“ auf Straßenschilder und Straßenmarkierungen bewusst verzichtet. Die Vorfahrtsreglung mit rechts vor links bleibt weiterhin bestehen. Es gibt in diesen Bereichen keine klar abgetrennten Bürgersteige und die Geschwindigkeitsbegrenzung liegt meistens bei 10-20 Km/h. Der Lärm wird reduziert, der Raum wird aufgelockert und damit sind diese Straßen keine unüberwindbaren Schneisen mehr. Eine dieser Trennlinien im urbanen Raum kennen wir in Ingolstadt sehr gut. Es ist die 5-spurige Schloßlände zwischen der Altstadt und dem Donauufer. Durch die fehlende Verbindung ging in Ingolstadt etwas verloren, das seit Jahrhunderten da war. Das Flair einer Stadt am Fluss.

Kupferstich, Ingolstadt um 1650 mit beeindruckender Stadtsilhouette an der Donau.

Vor dem Bau der Glacis-Brücke immerhin eine Hauptverkehrsader, ist die Schloßlände zwischen Adenauerbrücke und Roßmühlstraße heute laut offiziellem Verkehrsgutachten deutlich überdimensioniert. Damit entsteht die historische Chance den toten Straßenraum in einen lebendigen Teil der Stadt zu verwandeln. Durch eine Reduzierung auf 2 Fahrspuren und eine deutliche Entschleunigung kann sich das Donauufer nach Norden ausdehnen und so Platz für u.a. Cafés, Terrassen, Spielplätze oder Funktionsflächen (z.B. für Märkte, Ausstellungen) gewinnen. 




Bei der Umgestaltung der Schlosslände ist auch ein Shared Space-Konzept denkbar um den Menschen näher und einfacher an die Donau zu führen. Die Schlosslände müsste dafür umgestaltet und besser in ihr Umfeld integriert werden. Eine Untertunnelung wäre aus Sicht der Sachverständigen hier übrigens weder umsetzbar noch sinnvoll. Es ist für manchen Bürger sehr schwer vorstellbar auf diese Straße in ihrer jetzigen Form zu verzichten. Dabei liegt alles nur im Blickwinkel des Betrachters. Durch Shared Space wird Mobilität nicht verhindert, sondern in einen anderen Fokus gerückt. Im Bereich der Schloßlände sollte es uns wichtiger sein diesen besonderen Ort zwischen dem historischen Schloss und der Lebensader Donau bewusst wahrzunehmen, anstatt nur möglichst zügig von A nach B zu rollen. Shared Space gibt uns die Möglichkeit die Schätze unserer Stadt zu betonen und den Autofahrer auf einen lebendigen urbanen Bereich aufmerksam zu machen. Ist der Tunnelblick erst mal aufgehoben, klappt´s auch mit den Nachbarn, in diesem Falle den Spaziergängern und Erholungssuchenden die zwischen Donau und Altstadt flanieren.

Ingolstadt besitzt schon Shared Space 

Könnte die Schlosslände der erste Shared Space in Ingolstadt werden? Der erste offiziell als solcher Deklarierte vielleicht schon, doch wenn man sich Verkehrsbereiche in Ingolstadt anschaut, sind solche Begegnungsräume schon vorhanden. Ausnahmeregelungen und die Benutzung der Straße durch den Fußgänger lösen die gewohnte Trennung der einzelnen Verkehrsteilnehmer auf.



Die Theresienstraße ist auf 10 Km/h begrenzt und durch die stetige Querung von Passanten, als auch durch die gemeinsame Nutzung von Rad und PKW,gerade in den Sommermonaten wenn die Parkplätze reduziert werden, ein angenehmer Ort der Begegnung.


Der Paradeplatz ist im östlichen Teil befahrbar und durch die offene Gestaltung an dieser Stelle benutzen "schwache" Verkehrsteilnehmer diese Straße weiterhin als Fußweg.

Quelle: Google.

Die Straße Am Stein / Moritzstraße ist die Querung der Fußgängerzone aus Nord Süd Richtung. Hier besagen die Straßenschilder, dass es sich um eine Fußgängerzone handelt. Allerdings gibt es eine Ausnahmereglung für Busse und Taxis welche aus beiden Richtungen durchfahren dürfen. Der nördliche Teil der Straße ist für den normalen Verkehr geöffnet.


Gegenteilige Straßenplanung prägt unser Stadtbild. Das Konzept des Shared Space ist eine Bereicherung und eine Möglichkeit Aggressionen im Verkehr zu minimieren. Unzählige Beispiele aus u.a. Duisburg, Freiburg, Innsbruck zeigen das Potential für die positive Stadtentwicklung. Wir müssen Chancen nutzen solche Konzepte in unser Stadtbild zu integrieren.

Harderstraße 2015